Gerald Fiebig & Eri Kassnel: Utopia wohnt nebenan

When Eri Kassnel and I composed „Utopia wohnt nebenan“ („Utopia Lives Next
Door“) for ORF Kunstradio in 2015, our programme notes said: „25 years
after the end of the Cold War, the political distance between Western
Europe (e.g. Austria) and Eastern Europe (e.g. Romania) seems to be
increasing again in many respects.“ Two years after Russia’s attack on
Ukraine, this sounds like a memory of a very distant past. The release
conicides with the premiere of a new composition of mine
which, like this piece, features the voice of my grandmother Friederike
Brenner, who died almost exactly five years ago, on 17 March 2019. The
album is published today, one day in advance of the anniversary, because
tonight I will performing a new piece in her memory and I’d like the
release to conincide with that, rather than with the day of her death.
„I still have my memory“ (Meredith Monk).

Margolis / Fiebig / EMERGE: tripolar exercises

Al Margolis: strange instruments
Gerald Fiebig: objects, Auki the dachshund, chickens
EMERGE: sound recycling, photo, design, mastering

The first collaboration of Al Margolis (aka If,Bwana), Gerald Fiebig, and EMERGE dates back to the early days of attenuation circuit: In 2012, Fiebig and EMERGE (along with local colleague elektrojudas) supported If,Bwana at his first ever live show at attenuation circuit’s homebase in Augsburg, and joined him for a collective improvisation which was subsequently released as the double-album ‚crossgrained‘. This beginning of a great friendship was followed by a split LP by Margolis and Fiebig, another collective live set in 2015 including elektrojudas, and EMERGE joining If,Bwana on tour across Europe. Ten years after their first meeting, Margolis, Fiebig, and EMERGE set about composing a collaborative album in a completely different manner – and this is the result.

Anyone familiar with the work of the three collaborators would argue that the common denominator of their practices is the drone, and in fact this idiom is present in the interludes of this album, for which EMERGE supplied sounds that were processed, or ‚recycled‘, by Margolis and then joined by other lifeforms via field recordings supplied by Fiebig. The three main pieces of the album, however, tend to exploit other approaches. They were composed over distance, with one participant recording a track, the second one adding another, and the third one adding the final track and mixing the piece. For each of the three pieces, the sequence of the contributors changed as indicated. The challenge of contributing relevant parts to a piece ‚emerging‘ without a preconceived plan, while at the same time leaving enough room for subsequent contributions, along with the choice of obscure sound sources, gives this album its particular texture, in which ‚chance meetings‘ play a rather significant part. The track titles reflect this quasi-surrealist approach, while the first letters of the words in the titles are related to the sequence of the contributors in these ‚tripolar exercises‘.

Radioworks 01: Wien 12.02.1934

Something she doesn’t know
The Skank Bloc Bologna
Keeping us all alive
Scritti Politti, Skank Bloc Bologna, 1978

Kein Wunder, daß dieser größte aller Wiener Gemeindebauten internationales Aufsehen erregte. Er wurde von zahllosen ausländischen Studiengruppen beäugt, von Städtebauern in ganz Europa diskutiert. Kurz, er war in den dreißiger Jahren das, was heute die kommunalen Experimente von Bologna sind.
Sebestyén/Gatz/Santner-Cyrus/Krejci, Wien, 1984

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English below – please scroll down
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Konzept
Wenn es gilt, akustische Gespenster zu beschwören, ist das Radio zweifellos das Medium der Wahl, ist es doch in besonderem Maße geprägt von der ambivalenten Position zwischen (un-) körperlicher Anwesenheit und Abwesenheit, die unsere Vorstellung von einem Gespenst wesentlich prägt. Dass der Körper des sprechenden und des hörenden Subjekts füreinander abwesend sind, konstituiert geradezu die Struktur des Mediums. Während aber die televisuellen Medien durch ihre Bildebene die Abwesenheit im Zentrum der medialen Struktur zu kaschieren suchen, baut eine selbstbewusste Ästhetik des Radios, insbesondere der Radiokunst, genau auf dem Fehlen der visuellen Ebene auf – und schafft mit Stimmen und Klängen gerade über die räumliche Distanz hinweg eine Intimität zwischen Sender und Empfänger, die anderen Medien nicht zu Gebote steht. Möglich ist dies, weil das radiophone Medium das hörende Subjekt in ganz anderer Weise durchdringt – das Bild des ‚Äthers’ ist insofern sehr zutreffend – als das televisuelle Bild, demgegenüber der Sehsinn stets die Distanz der binären Subjekt-Objekt-Beziehung aufrechterhalten kann. Das sehende Subjekt entscheidet, ob es das Bild zum Objekt seiner Betrachtung macht, der körperlose Klang aus dem Äther dagegen dringt in das hörende Bewusstsein ein und löst solche nur vermeintlichen Differenzen auf. Die Subjektposition des Radiopublikums lässt sich somit, um eine Formulierung von Jacques Derrida in einem neuen Zusammenhang zu gebrauchen, folgendermaßen lokalisieren: „In seinem Innern außerhalb seiner: Das ist der außerörtliche Ort der Gespenster, überall da, wo sie so tun, als würden sie sich eine Wohnstatt aussuchen.“ [1]

Derrida hat seine Beschäftigung mit dem Topos des Gespensts im Kontext seines Buches Marx’ Gespenster entwickelt. Das Gespenst als Wiedergänger einer Vergangenheit, die ihre Ansprüche auf die Gegenwart nicht einfach aufgibt, ‚mit der man noch nicht fertig ist’, ist ihm Leitfigur seiner Frage nach einem möglichen positiven Erbe des Marxismus nach dem Ende des real existierenden Sozialismus. Meine Komposition macht sich Derridas Metapher des ‚Gespensts’ zu eigen, um sich mit einem bestimmten historischen Moment und seinen nachklingenden Bedeutungsdimensionen zu beschäftigen: mit den Kämpfen in Wien am 12. Februar 1934, die sich 2024 zum 90. Mal jähren. Die Erinnerung an dieses Ereignis zu thematisieren, für das der Karl-Marx-Hof einen symbolträchtigen Brennpunkt bildete, gleicht also gewissermaßen der Beschwörung der ‚Gespenster des Karl-Marx-Hofs’.

Dieser historische Moment ist, ähnlich wie es Derrida für bestimmte Aspekte der Marxschen Philosophie behauptet, einer, mit dem radikal verstandene demokratische Politik nicht so leicht fertig wird, weil er ihr eine Messlatte vorgibt. Er zeigt, dass es möglich war, sich dem Faschismus konsequent entgegenzustellen – und impliziert damit den Anspruch, nicht hinter dieser Möglichkeit zurückzubleiben, wenn es darauf ankommt. Somit ist der Kampf der österreichischen Sozialdemokratie 1934 wie der spanische Bürgerkrieg einer jener „verlorenen Kämpfe der Linken des 20. Jahrhunderts (mit den gewonnenen ist es bekanntlich schwieriger)“ [2], die politisches Handeln bis in die Gegenwart hinein inspirieren können, wie es der Wiener Schriftsteller Thomas Stangl – ebenfalls mit Bezug auf die auch von Derrida gewählte Chiffre des Gespensts – in seiner Dankesrede zur Verleihung des Erich-Fried-Preises formulierte; „als könnte man für die Toten kämpfen, ihnen ein Versprechen geben, das zugleich in die Zukunft verwiese“ [3].

Komposition
Ist das Radio generell das prädestinierte Medium für einen ästhetischen Umgang mit dem Gespenstischen, nur imaginär Anwesenden (auch weil die zeitlich begrenzte Radiosendung eine größere Flüchtigkeit aufweist als z.B die dauerhafte, stets abrufbare Fixierung einer Komposition auf einem Tonträger), so drängte sich aufgrund des gewählten Themas und Ausgangsmaterials der Österreichische Rundfunk in Wien als Sendeort für das Stück auf. Die Ursendung anlässlich des 80. Jahrestags des Februaraufstands fand dort in der Sendung „Kunstradio – Radiokunst“ am 09.02.2014 statt.

Als akustische Grundlage für die Komposition wurden aufgrund des metonymischen Bezugs zum Ort der historischen Ereignisse Fieldrecordings aus dem Karl-Marx-Hof gewählt, die ich im Februar 2013 während eines Wien-Aufenthalts als TONSPUR-Artist-in-Residence des quartier21/MuseumsQuartier aufgenommen habe. Sämtliches Klangmaterial der Komposition wurde durch digitale Bearbeitung dieser Aufnahmen gewonnen.

Verweist das Ausgangsmaterial bereits auf Wien und den Monat Februar, so ist das historische Datum auch in die kompositorische Struktur des Stücks eingeschrieben. Mit Bezug auf den Februar als zweiten Monat des Jahres hat das Stück zwei Teile. Teil 1 dauert 12’02’’, Teil 2 dauert 19’34’’. Beide Teile basieren auf je zwölf kompositorischen Elementen (Samples), die häufig auch in verschiedenen Zweiergruppen kombiniert werden. Das zwölfte Sample des ersten Teils, das zugleich die Gelenkstelle zwischen den beiden Teilen bildet, ist zudem eine mehrere Sekunden dauernde Stille. Als abwesendes Zentrum der Komposition verweist dieser ‚Mangel’ darauf, dass das Stück (wie das Medium Radio selbst) auf einer konstitutiven Abwesenheit aufgebaut ist, sodass die Beschwörung der Gespenster des Februar 1934 nur als metaphorischer Verweis und nicht als ‚echte’ Geisterbeschwörung verstanden werden sollte. Dieser Hinweis auf das Selbstverständliche scheint angebracht angesichts einer bedauerlichen Tendenz der Klangkunst, das medial Hörbare mit einem unmittelbaren Zugang zu einem vermeintlichen ‚authentischen Realen’ zu verwechseln. [4]

Die Wahl von je zwölf Klangelementen in den beiden Teilen des Stücks spielt bewusst auch auf die Dodekaphonie der Zweiten Wiener Schule an. Damit stellt sich nicht nur ein weiterer Bezug zur Geschichte der Stadt Wien her, sondern auch zu meiner privaten Assoziationskette zum Februar 1934. Mein Urgroßvater Hermann Wurmbrand, der 1934 im Karl-Marx-Hof auf sozialdemokratischer Seite kämpfte, war nach seiner Entlassung aus der politischen Haft arbeitslos. Auf Vermittlung Anton von Weberns, der ein Nachbar meiner Urgroßeltern in Mödling war, fand mein Urgroßvater aber eine Anstellung in einer Firma, die einem Schwiegersohn Weberns gehörte. Das war für die Familie von existenzieller Bedeutung und klingt somit als ‚Was wäre gewesen, wenn (nicht)?’ in meiner Biografie nach.

[1] Jacques Derrida: Marx’ Gespenster. Der Staat der Schuld, die Trauerarbeit und die neue Internationale. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2004, S. 149.
[2] Thomas Stangl: Where is my mind. Rede zum Erich-Fried-Preis. In: Thomas Stangl: Reisen und Gespenster. Graz/Wien: Droschl 2012, S. 185
[3] Ebd., S. 189
[4] Vgl. hierzu ausführlich Gerald Fiebig: Wer nur hören kann, muss fühlen. Versuche, Klangkunst als Medien- und Konzeptkunst zu denken. In: Annette Emde/Radek Krolczyk (Hg.): Ästhetik ohne Widerstand. Texte zu reaktionären Tendenzen in der Kunst. Mainz: Ventil 2013, S. 115–132

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Idea
When aiming to invoke acoustic spectres, radio is undoubtedly the medium of choice, as it is characterised by its ambivalent position between (in-) corporeal presence and absence, a position that is essential to our idea of a ghost. The fact that the body of the speaking and of the listening subject are absent from each other constitutes the very structure of the medium. While televisual media try to cover up the absence at the centre of their structure with images, a self-confident aesthetic of radio, especially of radio art, is founded precisely on that absence of the visual plane. It uses voices and sounds to create, across a spatial distance, a particular kind of intimacy that is not accessible to other media. This is possible because the radiophonic medium – the metaphor of ‘ether’ being very appropriate in that sense – permeates the listening subject in a way that is radically different from the televisual image, which the sense of vision can always keep at a distance in a binary subject-object relation. The seeing subject decides if it wants to make the image the object of its contemplation, while the bodiless sound from the ether enters the listening consciousness and thus dissolves the presume difference between subject and object. Using a phrase by Jacques Derrida in a new context, the subject position of the radio listener could thus be located as follows: “In him outside of him: this is the place outside of place of ghosts wherever they feign to take up their abode.” [1]

Derrida elaborated his ideas on the trope of the ghost in the context of his book Specters of Marx. For him, the ghost as a revenant from a past which refuses to simply give up its claims on the present, ‘with which one is not done yet,’ is a figure that guides his search for a potential positive heritage of Marxism after the end of actually existing socialism. My composition picks up on Derrida’s metaphor of the ‘ghost’ in order to deal with a certain historical moment and its various dimensions of significance that still resonate today: the fighting between social democrat insurgents and the Austro-fascist government that took place in Vienna on 12 February 1934. Commemorating these events on the occasion of their 90th anniversary in February 2024, the council housing estate named Karl-Marx-Hof, one of the places where some of the fiercest combat took place, provides a symbolic focal point – in a sense, the piece invokes the ‘Specters of Karl-Marx-Hof.’

This historical moment, like certain aspects of Marx’s philosophy according to Derrida, is one which it is difficult to ‘get done with’ for a politics that sees itself as radically democratic, because this moment sets a benchmark for democratic politics. It demonstrates that it was possible to radically oppose fascism, thus implying the imperative to live up to that possibility in a decisive situation.

Thus the fight of the Austrian social democrats in 1934, like the Spanish Civil War, is one of those “lost battles of the Left in the 20th century (as we know, things are more difficult with the battles it won)” [2] that can inspire political action up to the present day, as Vienna-based writer Thomas Stangl said in his speech in acceptance of the Erich Fried Preis, also referring to Derrida’s image of the ghost; “as if one could fight for the dead, make them a promise that could, at the same time, point towards the future”. [3]

Composition
If radio in general is the preferred medium for artistic treatment of the ghostly, which is only present in the imagination (also because the radio broadcast in its temporal limitation is more ‘spectral’ and transient than, for example, a composition fixed on a storage medium for permanent accessibility), broadcasting the piece on ORF in Vienna seemed particularly fitting with respect to the subject matter and source material. The original broadcast took place on the 9 February, 2014 edition of the „Kunstradio – Radiokunst“ programme on the occasion of the 80th anniversary of the February uprising.

Due to the metonymical relation to the place of historic events, I used field recordings from Karl-Marx-Hof as the acoustic basis of the composition. All sound material in the composition was created through digital processing of the field recordings, which were made in February 2013 during my stay in Vienna as a TONSPUR artist-in-residence at quartier21/MuseumsQuartier.

While the source material already refers to Vienna and the month of February, the historic date is also inscribed in the compositional structure of the piece. With February being the second month of the year, the piece has two parts. Part 1 lasts 12’02’’, part two lasts 19’34’’. Both parts are based on 12 compositional elements (samples) each, which are also frequently grouped in sets of two. The 12th sample of the first part, which at the same time serves to join the two pieces, is a silence lasting several seconds. As the absent centre of the composition, this ‘lack’ articulates the fact that the piece (like the medium of radio itself) is based on a constitutive absence, which is why the invocation of the ghosts of February 1934 should only be understood as a metaphor, not a ‘real’ necromancy. It seems necessary to thus state the obvious, as there is a sad tendency in sound art to confuse that which is made audible by media technology with a presumably ‘authentic’ access to the ‘real’. [4]

The choice of 12 sound elements each in both parts of the piece deliberately alludes to the dodecaphony of the Second Viennese School. This not only creates a further reference to the history of Vienna, but also to my private chain of associations with February 1934. My great-grandfather Hermann Wurmbrand, who in 1934 fought at Karl-Marx-Hof on the side of the social democrats and was subsequently arrested as a political criminal, was unemployed after his release from prison. Through the help of composer Anton Webern, who was a neighbour of my great-grandparents in Mödling near Vienna, he found a job in a company owned by a son-in-law of Webern’s. This was of vital importance for the existence of the family and thus resonates in my personal biography as another ‘What if (not)?’

[1] Jacques Derrida: Specters of Marx: The State of the Debt, The Work of Mourning & the New International. London/New York: Routledge (Routledge Classics Paperback) 2006, p. 132.
[2] Thomas Stangl: Where is my mind. Rede zum Erich-Fried-Preis. In: Thomas Stangl: Reisen und Gespenster. Graz/Wien: Droschl 2012, p. 185 (my translation, GF)
[3] Stangl 2012, p. 189 (my translation, GF)
[4] For more on this see (in German) Gerald Fiebig: Wer nur hören kann, muss fühlen. Versuche, Klangkunst als Medien- und Konzeptkunst zu denken. In: Annette Emde/Radek Krolczyk (Hg.): Ästhetik ohne Widerstand. Texte zu reaktionären Tendenzen in der Kunst. Mainz: Ventil 2013, pp. 115–132 

credits

released February 12, 2024

Composed, recorded and produced by Gerald Fiebig
Commissioned by ORF „Kunstradio – Radiokunst“
Editor: Elisabeth Zimmermann
Original radio programme presented by Anna Soucek
Released with kind permission of ORF „Kunstradio – Radiokunst“

Novembersonne. Zum Gedenken an Karl Joachim (15.11.1958 – 23.04.2022)

Ausgestellt am 19.11.2023 bei den Offenen Ateliers Pfersee (www.pfersee-offene-ateliers.de) im Kreativraum Pfersee

Coverbild: Tine Klink (bunt-und-draussen.de)

Dieser akustische Gedenk-Raum verarbeitet Klänge von Regen und einem Windspiel. Beide wurden in dem Haus aufgenommen, in dem mein Schwiegervater Karl Joachim zuletzt lebte und in dem er leider viel zu früh verstarb. Die Komposition basiert auf Karls Geburtsdatum. Sie dauert 58 Minuten, wegen des Geburtsjahrs, und verarbeitet 11 Samples von Regen und 15 Samples von dem Windspiel. Zahlenmäßig ist es absichtlich mehr Windspiel als Regen, denn der Klang des Windspiels symbolisiert die Novembersonne, die in der Mitte des Stücks den Regen ablöst – so wie der Geburtstag von Karl in der Mitte des Monats für seine Angehörigen stets ein Anlass zur Freude war und nun ein Anlass zum dankbaren Gedenken ist. Unabhängig von diesen persönlichen Hintergründen lädt die Atmosphäre, die die Klänge entstehen lassen, auch andere Trauernde ein, dem Gedenken an ihre jeweiligen Verstorbenen Raum – und Zeit – zu geben. Für den Titel „Novembersonne“ und dadurch auch die Anregung zur Struktur des Stücks danke ich Birgit I. Hartl.

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This acoustic memorial space is built from the sounds of rain and wind chimes. Both were recorded in the house where my father-in-law Karl Joachim was living at the time of his sadly premature death on 23 April 2022. The composition is based on Karl’s date of birth, 15 November 1958. It lasts 58 minutes due to the year of birth, and is composed of 11 samples of rain and 15 samples of the wind chimes. There are more wind chimes than rain in the piece on purpose because the wind chimes symbolise the November sun of the title, which replaces the rain in the middle of the piece – in the same way Karl’s birthday in the middle of the month used to be a joyful occasion for his family and friends, just as it now is an occasion for thankful remembrance.
Apart from this personal background, the atmosphere created by the sounds invites others in mourning to give room – and time – to the memory of their own dead.
I would like to thank Birgit I. Hartl for the title November Sun and thus also for the structure of the piece. 

Radioworks 03: New Enamel: Vom Karl-Marx-Hof zum Utopiaweg

Mit diesem Album beginnt auf gebrauchtemusik eine Reihe von Veröffentlichungen mit Radioarbeiten von Gerald Fiebig. „New Enamel“ erscheint am 100. Geburtstag von Gerald Fiebigs Großmutter Friederike Brenner (1923–2019), der Erzählerin des Stücks. Konzept und Manuskript sind Teil des Download-Albums.

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With this album, gebrauchtemusik launches a series of releases of radio works by Gerald Fiebig. „New Enamel“ is released on the 100th birthday of Gerald Fiebig’s grandmother Friederike Brenner (1923–2019), the narrator of the piece. A synopsis and manuscript in English are included in the download album.

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„New Enamel“ ist der abschließende Teil einer Trilogie von Radiostücken. Allen dreien gemeinsam ist die Verwendung von Fieldrecordings aus Wien. Mit seinen Vorgängern, die beide vom
Kunstradio des ORF gesendet wurden, teilt dieser dritte Teil auch das Thema und einen Teil des Ausgangsmaterials: Wie in „Wien 12.02.1934“ von 2014 geht es um den antifaschistischen Februaraufstand in Österreich 1934, und wie in „Utopia wohnt nebenan“…  more

credits

released September 24, 2023

New Enamel
Vom Karl-Marx-Hof zum Utopiaweg

Radiophone Komposition von Gerald Fiebig mit Texten von Friederike Brenner, Guy Debord, Gilles Ivain sowie von Thomas Stangl aus Thomas Stangl: Freiheit und Langeweile. Essays.
Graz/Wien: Literaturverlag Droschl. © Literaturverlag Droschl Graz – Wien 2016.

Realisation: Gerald Fiebig unter Mitarbeit von Tine Klink
Sprecher*innen: Friederike Brenner, Gerald Fiebig, Thomas Stangl

Die Fertigstellung dieses Stücks wurde ermöglicht durch Artist-in-residence-Aufenthalte bei Carmen und Emmeran Achter (Aichach) und im Kunstort ELEVEN (Starzach-Börstingen).

Ursendung 25-Minuten-Fassung:
Radio Dérive auf Radio Orange 94.0 (Wien) – Dienstag, 05.11.2019 um 17:30 Uhr

Ursendung 40-Minuten-Fassung:
Artarium auf Radiofabrik (Salzburg) – Sonntag, 10.11.2019 um 17:06 Uhr

Recorder Recorder: 14 Arten (den) Regen zu beschriften

Hier kann man die Ursendung vom 03.09.2023 nachhören.

Recorder Recorder (Elisabeth Haselberger und Gerald Fiebig) – Hybride Uraufführung 14 Arten (den) Regen zu beschriften (Auftragsarbeit)
Sonntag, 03.09.2023, 21-22UhrStadthaus Ulm und auf Radio free FM

Radio free FM übertägt live von vor Ort eine Sondersendung von entartet von 20 bis 23 Uhr.
Eintritt frei.

„Ich versuche, mit den Mitteln der Musik etwas politische Intelligenz in den Menschen hineinzubringen“, formulierteHanns Eisler (1898 bis 1962) sein Ziel als Komponist. Das Duo Recorder Recorder verfolgt mit seinen Konzerten, Performances und Radioarbeiten seit 2018 ein ähnliches Ziel. Gerald Fiebigs und Elisabeth Haselbergers instrumentale Musik entsteht durch Blockflöten (recorder) und Elektronik, wird über Aufnahmegeräte (recorder) angereichert und mit Fragmenten der außermusikalischen – natürlichen, sozialen, sprachlichen, virtuellen – Realität konfrontiert.
Im Jahr von Eislers 125. Geburtstag lassen sich Recorder Recorder daher vom Titel seiner berühmten Filmmusik 14 Arten den Regen zu beschreiben anregen: Samples von Regengeräuschen werden mittels digitaler Effekte direkt „beschriftet“. Blockflöten plus Live-Elektronik „überschreiben“ Musik zum Thema Regen mit neuen Geräusch-Schichten. Recorder Recorder nutzen ihr bewusst nicht-puristisches Vokabular aus Elementen der Neuen Musik, freier Improvisation, repetitiven Pop-Strukturen und Noise als Verfremdungseffekte. So wird das universelle Sujet „Regen“ seiner Selbstverständlichkeit und Harmlosigkeit entkleidet. Ob durch Zuwenig oder Zuviel, durch Dürre oder Hochwasser: Im Zuge des Klimawandels ist Regen schon längst nicht mehr selbstverständlich oder harmlos. Durch O-Töne zu verschiedenen Aspekten des Themas „Regen“ bringen Recorder Recorder in Fortführung von Eislers Gedanken sogar „Schwarmintelligenz“ in die Musik.
recorderrecorder.wordpress.com/
bfsm-krumbach.de/Schule/Lehrer/Haselberger-Elisabeth
geraldfiebig.wordpress.com

RR Reihe Radiostücke – Drei live Uraufführungen und eine Deutschlandpremiere im Stadthaus Ulm sowie im Das Gold, Neu-Ulm, bei gleichzeitiger Liveübertragung im Rahmen der Sendung entartet bei Radio free FM.
In den vier Kompositionen der vier aus unterschiedlichen experimentellen Zusammenhängen stammenden Formationen kommen Sprache oder Stimme, der Tradition des Mediums Radio folgend, in fokussierter Form zum Tragen. Die vier Gruppen vertreten unterschiedliche Spielarten zeitgenössischen Musizierens, zwischen Improvisation und auskomponiertem Musiktheater, Auseinandersetzung mit dem Songformat und Noise.

Die Sendung entartet versteht sich als Platz der Nischen, für experimentelle und randständige Musiken innerhalb des seit 1995 sendenden Ulmer Freien Radios free FM.

RR Reihe Radiostücke ist ein Projekt der Redaktion entartet von Radio free FM, Gefördert von Musikfonds e. V. mit Projektmitteln Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) sowie der Kulturabteilung der Stadt Ulm und wird umgesetzt in Kooperation mit dem Stadthaus Ulm und Das Gold, Neu-Ulm.

Biografien der Künstler*innen

Elisabeth Haselberger, 1974 in Österreich geboren, lebt sei 2001 in Ulm. Nach ihrem Blockflötenstudium in Linz, Wien und Zürich gründete sie 2002 gemeinsam mit Petra Wurz das DUO RECORDRONIK und beschäftigt sich seither mit der Hybridwelt von Blockflöten und Elektronik. Als Solistin in virtuosen barocken Blockflötenwerken ist Elisabeth Haselberger ebenso aufgetreten wie auch in der Gesamtleitung des Konzertprojektes SONUS LOCI anlässlich des Münsterturmjubiläums 2015 in Ulm. Eine umfassende Unterrichtstätigkeit und ein neuer Focus auf die Musikvermittlung mittels Podcast bereichern den beruflichen Alltag der vielseitigen Musikerin.

Gerald Fiebig, 1973 in Augsburg geboren, wo er auch lebt. Er ist Audiokünstler, Lyriker und Kulturmanager. Als Komponist vor allem elektroakustischer Stücke für Tonträger, Konzert und Radio ist er Mitglied der DEGEM (Deutsche Gesellschaft für elektroakustische Musik) sowie der Augsburger Gesellschaft für Neue Musik. Durch seine Radiokunstarbeiten liegt einer seiner Arbeitsschwerpunkte seit 2014 in Österreich, wo seine Stücke u.a. vom ORF-Kunstradio, Radio Orange (Wien) und der Radiofabrik (Salzburg) gesendet wurden. Mit In 2 Rooms – A Tribute to Alvin Lucier realisierten Recorder Recorder 2021 ihre erste gemeinsame radiophone Komposition für das ORF-Kunstradio. Fiebig realisiert auch Klanginstallation, u.a. 2013 als Artist-in-residence der Klanggalerie TONSPUR im MQ/MuseumsQuartier Wien. Mit Elisabeth Haselberger arbeitet er seit 2015 in den Bereichen Konzert, Musikpädagogik und Klanginstallation zusammen.

Recorder Recorder: “Recordari” ist das lateinische Wort für “sich erinnern”. Daraus hat sich sowohl unser Begriff “Recorder” für ein elektronisches Aufnahmegerät entwickelt als auch das englische Wort für Blockflöte – sie heißt dort auch “recorder”. In ihrer ersten gemeinsamen Komposition Recordari spielen die Blockflötistin Elisabeth Haselberger und der Audiokünstler Gerald Fiebig mit dieser Doppeldeutigkeit: Die Anweisungen, die die Partitur stellt, können auf unterschiedliche Weisen mit dem einen und dem anderen “recorder” erfüllt werden.
Einerseits kommen diverse elektronische Geräte infrage – solange sie eine Aufnahmefunktion haben -, andererseits kann nur eine Blockflöte (und nicht irgendeine andere Art von Flöte) eingesetzt werden – “recorder” eben.
Auf der Basis dieses Konzepts haben Haselberger und Fiebig ein etwa einstündiges Programm aus mehreren gemeinsamen Kompositionen erarbeitet. Alle Stücke verbinden Ansätze aus der elektroakustischen Musik mit improvisatorischen Teilen, die durch konzeptionelle Prosa-Partituren gesteuert werden. Durch die Verwendung von rhythmischen Loops finden jedoch auch Elemente Eingang in die Musik des Duos, die man üblicherweise der Pop- und Clubmusik zurechnet.
Die Musik von Haselberger und Fiebig bewegt sich an der Schnittstelle von Neuer Musik und freier Improvisation, von Sound Art und Pop. Ein besonderer Reiz ihrer Performances besteht in der für viele Zuhörer*innen unerwarteten Begegnung von Fiebigs Elektronik-Hardware mit Haselbergers Blockflöten – Instrumente, die oft mit Alter Musik oder der Einstiegs-Musikpädagogik assoziiert werden. In der Musik von Elisabeth Haselberger und Gerald Fiebig erweist sich nicht nur der elektronische “Recorder”, sondern auch die Paetzold-Kontrabass-Blockflöte als veritabler “Noisemaker”.

Fiebig / EMERGE / Bonafini

Gerald Fiebig: Far-end Crosstalk (Augsburg – Jinan) – Field recordings from Jinan (China) by Nicolai Volland.

This triple-split album presents electroacoustic compositions by attenuation circuit label head EMERGE, long-time associate Gerald Fiebig, and – for the first time ever on a physical release – the Italian, Bremen-based composer and sound artist Mattia Bonafini. The final track is a trio improvisation EMERGE, Fiebig and Bonafini played at Hulsberg Crowd in Bremen in June 2019, a temporary art location in a former nurses‘ home which has since been demolished.

Although the three pieces were composed independently, they seem to share a certain aesthetic feel: Sonic atmospheres stained by constant hiss (EMERGE), vinyl surface noise (Bonafini), and car traffic (Fiebig) pervade the album. Out of this grey sleet of acoustic debris, the composers try to salvage moments of clarity in the form of concrete sounds, melodic fragments or drone chords.

EMERGE works with a variety of field recordings that every once in a while quite literally emerge from the monochrome fog of background hiss that seems to be visualised in the colours of the cover artwork. The ‚betamorphoses‘ of the title could refer to the moments in which the static drone hiss of the piece morphs into more distinct acoustic scenes. One could think of it as moments when the static hum of ‚capitalist realism‘ (Mark Fisher) that muffles the whole of our reality is replaced by the sounds of something different – ‚betamorphoses‘ perhaps being beta tests for a metamorphosis of society at large that needs to take place.

Fiebig’s ‚Far-end Crosstalk (Augsburg – Jinan)‘, based on field recordings from his homebase Augsburg and the soundscape of the Chinese city of Jinan (recorded by Nicolai Volland in 1995) spells out this need for change along ecological lines. The piece maps Murray R. Schafer’s idea of the urban ‚lo-fi soundscape‘ onto the problem of climate change: With increasing car traffic, cities around the world not only sound increasingly the same, they also face the same problems with air pollution. The Jinan sounds are modulated with a filter based on frequencies of the note C (for China), the Augsburg sounds are filtered around the note G (for Germany).

‚Turning Pages‘ of musical history, or rather turning music around to see its other side, is what Mattia Bonafini did for his piece: He recorded surface noise from vinyl records in the library of Bremen’s Hochschule für Künste where he studied electroacoustic music, and thus created the piece by manipulating this background noise of the officially documented history of music. Like the other pieces, ‚Turning Pages‘ is an act of musical upcycling in which apparently non-musical sounds are used to create an aesthetic structure and, through sound, make us think about the world.

The live cut from Hulsberg Crowd – the venue itself being a sort of creative, if temporary, repurposing of an urban ‚left-over‘ – continues this by using ’sub-musical‘ elements such as no-input mixer and vocal noises rather than speech or song. But the tension felt in the three previous pieces, the feel of a present wedged uneasily between an untenable past and an uncertain future, is exploded in the energetic interaction of the trio, into a ‚lightbulb moment‘ (Lester Bangs) of whatever the listener may perceive in it – utopian or dystopian?

Stefan Barcsay: CETACEA – Vier Stücke von Gerald Fiebig

Vier Stücke von Gerald Fiebig für Gitarre und Zuspiel, komponiert 2020
Stefan Barcsay gewidmet
Aufgenommen bei der Uraufführung am 21. Oktober 2020 im Kulturhaus abraxas, Augsburg

Ein Booklet mit Informationen zu den Stücken sowie die Partituren der Stücke sind im Download enthalten.
Die Zuspieltracks für eine Aufführung der Stücke sind auf Anfrage beim Komponisten erhältlich: fiebiggerald@gmail.com.
Aufführungen sind GEMA- und kostenfrei bei Namensnennung (Creative Commons License: Attribution / No Derivatives)

Die Kompositionen und das dokumentierte Konzert wurden gefördert vom Musikfonds e.V. aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

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Four pieces by Gerald Fiebig for guitar and playback, composed 2020
Dedicated to Stefan Barcsay
Recorded in concert at the world premiere on 21 October 2020 at Kulturhaus abraxas, Augsburg

A booklet with information on the pieces and the scores are included in the download (both in German).
English translations of the booklet and scores, as well as the playback tracks for a performance of the pieces, are available upon request from the composer: fiebiggerald@gmail.com
Performances must be credited, but are free of charge and royalties (Creative Commons License: Attribution / No Derivatives).

The compositions and the concert documented here were supported by Musikfonds e.V. with funds from the German federal government’s secretary for culture and media. 

Rezension: „Der Highbrow-Award für Dezember geht an Gerald Fiebig & Stephan Barcsay. Ersterer ist Soundartist, der Zweite Gitarrenvirtuose im Bereich Klassik und zeitgenössische Musik. Wie zwei Gehirnhälften setzen sie ein Megabrain-Album aus Gitarrenklassik und Elektroakustik zusammen: »cetacea« (Digitalalbum | gebrauchtemusik.bandcamp.com). Ein Live-Mitschnitt der Uraufführung im Kulturhaus abraxas (Oktober 2020): vier Kompositionen für Gitarre und elektroakustisches Zuspiel. Das Ergebnis ist dabei überraschend: Drone-Stuff wie von Windy & Carl, dann Quiet Music und Minimalklang. Das titelgebende »Cetacea« schließlich – so der zoologische Fachname für Wale – arbeitet mit Field-Recordings, Walaufnahmen und subtilen Soundart-Interventionen. »Echos of Industry III« greift mit dem Motiv des Augsburger Gaswerks Industriegeschichte in Industrialklängen, Noise-Impro und Word-Samples auf.“ – Martin Schmidt in „a3kultur“ (Dezember 2020)

Gespräch zwischen Stefan Barcsay und Gerald Fiebig über das Projekt CETACEA.

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One of the four pieces documented on video by Eric Zwang-Eriksson / Eines der 4 Stücke im Videomitschnitt von Eric Zwang-Eriksson:

Stefan Barcsay spielt „CD“ von Gerald Fiebig

Beim selben Konzert spielte Stefan Barcsay auch „Pietà“ von Larisa Vrhunc.

At the same concert, Stefan Barcsay also performed „Pietà“ by Larisa Vrhunc.

Zander/Fiebig: Modul 1

„Kennzeichnung von Zusatzstoffen“ was the first collaboration of Gerhard Zander and Gerald Fiebig. The piece was conceived specifically for the festival Experimentelle Musik in Munich, which back then was held annually in the refectory of the Technical University Munich.

The sound material of the piece consists exclusively of sound recordings made during the everyday business of the refectory. The sounds were collected using various recording devices (minidisc and MP3 recorder, analogue dictaphone). There was no processing of the sounds other than that effected by the technical properties of the respective recording media. The compositional principles of the piece are editing and montage.

For the performance, selected parts of the field recordings were distributed among several playback devices. These were assembled into a musical structure through the live interplay of the two performers. The construction of the piece arises from the specific qualities of the found sound materials.

„Kennzeichnung von Zusatzstoffen“ makes use of the everyday sounds of the TU-Mensa, especially its characteristally reverberant spatial acoustics (including parts of the building not usually accessible to the public), and integrates these in a transformed, but still recognisable form into the special situation of a musical performance in the same place. The title, too, is a found object from an information placard in the foyer of the refectory.

The piece is based on an idea by „die grenzlandreiter“ (Mathias Huber and Gerald Fiebig) and was realised with the kind support of Thomas Pliatsikas.

After the performance, Simone Rist – a soprano who had had pieces dedicated to her by John Cage and who during her formative years had worked as an assistant to Pierre Schaeffer at GRM in Paris – came up to us and said how much she had enjoyed the way it had reminded her of the 1960s musique concrète style. In 2007, the now-defunct Institut de Musique Electroacoustique de Bourges gave the piece a honorary mention at their annual awards.

We had fallen in love with electroacoustic music, and with this piece, the world of electroacoustic music started loving us back. The confidence gained from this initial collaboration launched us on our way as a duo, which produced numerous live performances and a series of releases between 2007 and 2012. As you will note in the list below, the first release was called Modul 2, but – not unlike the Annual Reports of Throbbing Gristle 🙂 – the first module remained missing until today. Well, now, here goes.

Zander/Fiebig, September 2020

Further releases by Zander/Fiebig:
Modul 2 – brainhall.net/popups/zehn.htm
Modul 3 – emerge.bandcamp.com/album/modul-3
SoundCycle – emerge.bandcamp.com/album/soundcycle
Raumpunkte – emerge.bandcamp.com/album/raumpunkte
Elektroakustisches Picknick (Mischtechnik) – www.youtube.com/watch

Recorded live in performance at the festival Experimentelle Musik at TU-Mensa, Munich, 9 December 2006

Composed and performed by Gerhard Zander and Gerald Fiebig
Recorded and mastered by Gerhard Zander

Commissioned by Stephan Wunderlich and Edith Rom

Original festival programme note in German:

Das Klangmaterial des Stücks besteht ausschließlich aus Originalton-Aufnahmen aus dem alltäglichen Betrieb der TU-Mensa. Diese wurden mittels unterschiedlicher Aufnahmegeräte (Minidisc- und MP3-Recorder, analoges Diktiergerät) „gesammelt“. Über die jeweiligen technischen Besonderheiten der Aufnahmemedien hinaus wurde das Material keiner Verfremdung unterworfen. Die einzigen Kompositionsprinzipien des Stücks sind Schnitt und Montage.

Für die Aufführung werden ausgewählte Teile des O-Ton-Materials auf verschiedene Wiedergabegeräte verteilt. Die Elemente werden im Zusammenspiel zwischen den beiden Aufführenden live zu einer musikalischen Struktur montiert. Der Aufbau des Stücks ergibt sich aus den spezifischen Qualitäten des vorgefundenen Klangmaterials.

„Kennzeichnung von Zusatzstoffen“ greift die alltäglichen Geräusche und insbesondere auch den charakteristischen Raumklang der TU-Mensa auf (auch aus Teilen des Gebäudes, die normalerweise nicht öffentlich zugänglich sind) und integriert diese in transformierter, aber noch erkennbarer Form in die besondere Situation einer Musikaufführung am selben Ort. Auch der Titel ist ein Fundstück
aus einem Aushang im Foyer der TU-Mensa.

Das Stück basiert auf einer Idee der Gruppe „die grenzlandreiter“ (Gerald Fiebig und Mathias Huber) und wurde realisiert mit freundlicher Unterstützung von Thomas Pliatsikas.