Siteworks – sound installations 2009 – 2018

„Siteworks“ documents most of the installations and ‚constructed situations‘ Gerald Fiebig realised as a solo artist in gallery, museum, and public spaces between 2009 and 2018.

Joint free download release of attenuation circuit and gebrauchtemusik.

Includes PDF booklet with extensive info on the installations.

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„Siteworks“ dokumentiert die meisten der Installationen und „konstruierten Situationen“, die Gerald Fiebig als Solokünstler zwischen 2009 und 2018 in Galerien, Museen und im öffentlichen Raum realisiert hat.

Gemeinsame Veröffentlichung von attenuation circuit und gebrauchtemusik.

Inklusive PDF-Booklet mit Informationen zu den Installationen.

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Grünstreifen – Klang- und Rauminstallationen von KLONK (Tine Klink & Gerald Fiebig) in der Galerie Extrawurst, Augsburg

KLONK (Tine Klink und Gerald Fiebig)
Grünstreifen
Klang- und Rauminstallationen – Upcycling-Kunst
Galerie Extrawurst, Augsburg, 07. Mai bis 18. Juni 2017

KLONK ist der Sammelname für unsere gemeinsamen künstlerischen Aktivitäten. Die Projekte von KLONK ergeben sich aus der Schnittmenge von Themen und Formaten, die wir beide aus unserer jeweiligen Arbeit mitbringen: Natur und Ökologie, Textilkunst und Upcycling, Geräuschcollagen und Rauminstallationen seien hier als Beispiele genannt. Seit 2011 wurden verschiedene kleinere KLONK-Projekte als Radiostücke, Online-Audioveröffentlichungen und Performance realisiert.
Grünstreifen als erste Ausstellung von KLONK bündelt die Hauptmotive der bisherigen Arbeit.

Parallel zur Ausstellung erscheint die CD „For the Birds“ auf dem Label Recordings for the Summer. Sie enthält die in der Ausstellung zu hörenden Audioarbeiten sowie zwei thematisch verwandte Stücke.

Grünstreifen am Rand von Straßen oder Parkplätzen sind Versuche, in einer weitgehend technisierten Umwelt noch einen Anschein von Natürlichkeit zu wahren. Durch ihre Aufgesetztheit oder auch Hilflosigkeit mögen solche Grünstreifen, obwohl aus echtem Gras, bisweilen geradezu künstlich wirken. Um die Gegensätze von Natürlichkeit und Künstlichkeit sowie (nichtkommerzieller) Handarbeit und (kommerzieller) Industriefertigung geht es in allen Arbeiten der Ausstellung. Sie wurden speziell für die Räume der Galerie Extrawurst konzipiert. Die Leitmotive dabei sind Blumen und Vögel. Diese beiden Naturerscheinungen wurden in der Geschichte der Kunst besonders oft als stilisierte Ornamente eingesetzt. Als Schnittblumen und Ziervögel repräsentieren sie auch in unseren ansonsten künstlich erzeugten Wohn-Umwelten Reste von Natur. Ähnlich wie der Grünstreifen stehen sie damit für das doppelbödige Verhältnis des Menschen zur Natur, das zwischen Ausbeutung und Sehnsucht schwankt.

KLONK: For the Birds

KLONK: For the Birds

For the Birds (im Eingangsraum)
Die Installation For the Birds thematisiert das Verhältnis von Mensch und Natur in unserer Gegenwart, in der die Naturzerstörung fortschreitet, während auf der anderen Seite die Techniken für die Simulation künstlicher Natur immer alltäglicher werden. Die akustische Ebene besteht aus einer Endlosschleife, basierend auf je zwei Aufnahmen von echtem Vogelgesang von unterschiedlichen Orten Europas sowie aus je zwei Aufnahmen von künstlichem Vogelgesang, wie er bei einem Computerspiel und einem modernen Digitalwecker aus den Lautsprechern dringt. Auf der visuellen Ebene wird der Ausstellungsraum mit Grünstreifen aus Dekorasen verfremdet. Dieser ist mit echten und künstlichen (textilen) Blumen besetzt. Während die Besucher_innen z.B. darüber rätseln, ob sie gerade einen echten oder einen künstlichen Vogel hören, sind sie dazu eingeladen, die (echten) Blumen zu gießen. Diese kleine Geste des Selbst-Aktivwerdens am Kunstwerk ist als Hinweis zu verstehen: darauf, dass es auch in einer naturfernen städtischen Umgebung die Option auf „mehr Natur“ gibt, etwa durch Urban-Gardening-Projekte, bei denen man z.B. Grünstreifen mit mehr als nur Gras bepflanzt.

KLONK: Metal Birds

KLONK: Metal Birds

Metal Birds (im Kühlraum)
Die Klangaufnahme, die hier zu hören ist, stammt aus dem Nationalpark Eifel. Wie bei allen Nationalparks ist dessen Ziel die Vermittlung eines möglichst „ursprünglichen“ Naturerlebnisses. Um das Hören auf das Vogelzwitschern zu fokussieren, wurde an einer Stelle im Wald ein Hörtrichter aus Metall aufgestellt. Während wir die Vogelstimmen aufnahmen, funktionierten wir den Trichter zum Percussion-Instrument um. Damit reagierten wir auf die Paradoxie, dass sogar in einem solchen vergleichsweise natürlichen Umfeld Natur ohne künstliche Hilfsmittel gar nicht mehr erlebbar scheint. Ähnlich ambivalent zeigt sich die visuelle Ebene aus künstlichen Vögeln, die auf dem schmalen Grat zwischen Niedlichkeit und Hässlichkeit balancieren.

KLONK: Hedgebird

KLONK: Hedgebird

Hedgebird (im Flur)
Die „Hecke“ (englisch hedge) aus Plastikblumen im Flur treibt das Spiel mit der Künstlichkeit auf die Spitze. Als Kontrast dazu dürfen sich die Besucher_innen ihre eigene Klangkulisse aus Naturgeräuschen zusammenmischen. Zur Verfügung stehen die Geräusche von Vögeln, Bienen, Grillen und einem Igel (englisch hedgehog), sowohl aus dem KLONK-Archiv als auch von der Open-Source-Webplattform freesound.org. Weitere Klangobjekte, die zum Einsatz kommen können, sind die Klänge von Fahrradklingeln aus der Sammlung der Selbsthilfewerkstatt Bikekitchen Augsburg. Damit gibt die Arbeit einen kleinen Eindruck davon, wie Städte klinge(l)n könnten, wenn der gleichförmig dröhnende Autoverkehr durch Fahrräder ersetzt würde. Die Arbeit wurde in Kooperation mit dem Arbeitskreis Urbane Gärten in der Lokalen Agenda 21 erstmals 2015 beim ersten Augsburger Park(ing) Day in der Maximilianstraße präsentiert. Der Park(ing) Day ist ein weltweiter Aktionstag, bei dem Parkplätze durch kreative Aktionen umgenutzt werden. Damit zeigt er auf, welcher Zugewinn an Lebensqualität in Städten durch eine Reduzierung des Autoverkehrs möglich wäre. Neben dem Audiomaterial von Hedgebird kam dabei auch schon der Rasenteppich zum Einsatz, der nun im Eingangsraum der Galerie Extrawurst Verwendung findet. Der nächste Augsburger Park(ing) Day ist am 16. September geplant.

Auch die Bilder in dieser Ausstellung entstanden teilweise aus dem Wunsch, gebrauchten Plastik- und Textil-Elementen durch Upcycling im Rahmen von Kunstwerken eine neue Funktion zu geben. Solche Ressourcen sparende Wiederverwendung von Materialien versuchen wir in unserer Arbeit so oft wie möglich zu praktizieren. Ziel ist es, unsere künstlerische Tätigkeit mit unseren praktischen und politischen Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit zu verbinden. Ein weiteres Beispiel: Textile Handarbeitstechniken finden nicht nur zum Herstellen von Häkelblumen für Ausstellungen Verwendung, sondern auch für Guerilla-Art-Interventionen im öffentlichen Raum, z.B. im Kontext der politischen Auseinandersetzung um die Streckenführung der Linie 5.

Passend dazu dient während unserer Ausstellung die Galerie Extrawurst am 10. Juni auch als Ort für den ersten Augsburger World Knit in Public Day, bei dem jede_r zum gemeinschaftlichen Stricken vorbeikommen kann. Denn Selbstorganisieren und Selbermachen auf lokaler Ebene sehen wir als wichtige Schritte hin zu einer nachhaltigeren Lebensweise – einer Lebensweise, die dazu führen könnte, dass die reduzierten Grünstreifen in unserer Umwelt wieder breiter und bunter werden.

KLONK sind Tine Klink und Gerald Fiebig (beide Jahrgang 1973). Tine Klink alias Oda Klonk arbeitet mit ihrem Unternehmen Bunt und draußen – Krea(k)tivwerkstatt für Kunst und Natur an der Schnittstelle von Umweltbildung und Kunstpädagogik. Die Themen ihrer Workshops reichen von klimafreundlicher Ernährung bis zu Land Art im Stadtraum. Neben ihrer künstlerischen Arbeit, in der Textilarbeiten und Upcycling eine zentrale Rolle spielen, ist sie Sprecherin des Arbeitskreises Urbane Gärten in der Lokalen Agenda 21. Der Grow Up! Interkultureller Garten Augsburg e.V., in dessen Vorstand sie tätig ist, wurde 2016 mit dem Zukunftspreis der Stadt Augsburg ausgezeichnet.

Gerald Fiebig alias Otto Klonk arbeitet in seinen Klanginstallationen und -performances häufig mit Geräuschen der natürlichen wie auch der technischen Umwelt. Seine Klanginstallation Private Transport (mit Alexander Möckl), die seit 2012 in der Pferseer Unterführung zu hören ist, macht den Motorenlärm in der Unterführung zum Gegenstand. Dabei „belohnt“ sie Fußgänger und Radfahrer, weil sie aus dem Inneren von Kraftfahrzeugen heraus gar nicht hörbar ist. Für seine Klanginstallationen erhielt Fiebig unter anderem ein TONSPUR-Artist-in-Residence-Stipendium vom quartier21/MuseumsQuartier in Wien und den Kunstförderpreis der Stadt Augsburg in der Sparte Bildende Kunst.

Tine Klink: www.tineklink.de | www.bunt-und-draussen.de | www.facebook.com/buntunddraussen
Gerald Fiebig: http://www.geraldfiebig.net | www.facebook.com/GeraldFiebigAudioArt
Recordings for the Summer: www.recordingsforthesummer.de
Bikekitchen Augsburg: www.bikekitchen-augsburg.de

Ortsverschiebungen – Eri Kassnel, Jakob Krattiger, Gerald Fiebig

Neue Galerie im Höhmannhaus, Maximilianstr. 48, 86150 Augsburg
Ausstellung: 27. Januar bis 17. April 2017
Vernissage: Fr, 27. Januar um 19:30 Uhr

Entgegen dem landläufigen Sprachgebrauch werden Orte nicht nur durch ihre Lage im Raum bestimmt, sondern auch in der Zeit – ob historisch oder biografisch, kalendarisch oder meteorologisch.

So definieren die Künstler Eri Kassnel, Jakob Krattiger und Gerald Fiebig den Ausgangspunkt ihrer Zusammenarbeit.
Die Wechselbeziehungen zwischen Orten und Zeitlichkeit erforschen sie in dieser gemeinsamen Ausstellung, die sie für die Neue Galerie im Höhmannhaus konzipiert haben.

Eri Kassnel (*1973) inszeniert in ihren Foto- und Videoinstallationen Doina und Rückkehr ins Paradies den Zusammenhang von Ort und Erinnerung, Heimat und Migration.

Jakob Krattiger (*1974) untersucht in einer Art dokumentarischer Meditation mit seiner Fotoserie die Veränderung eines Ortes anhand des ehemaligen Augsburger NCR-Hochhauses.

Die Klanginstallation orts/zeit/verschiebung von Gerald Fiebig (*1973) entsteht aus einer Performance während der Eröffnung der Ausstellung. Sie verbindet die Themen der visuellen Arbeiten von Kassnel und Krattiger auf akustischer Ebene mit dem Galerieraum.

Sounding Paintings

„Farben sind Schwingungen des Lichts, Töne Schwingungen der Luft. […] Es müsste sich doch berechnen lassen, welche Lichtschwingungen mit welchen Tonschwingungen in Übereinstimmung gebracht werden könnten. Ja, das ist möglich.“ (www.uni-ulm.de/einrichtungen/emu/projekte/archiv/2014-blaue-musik/, 03.12.2016) Aber nach den Erkenntnissen der modernen Physik gibt es keine eindeutige, wissenschaftlich korrekte Übereinstimmung. (vgl. http://www.see-this-sound.at/kompendium/text/43/6, 03.12.2016) Bei der Umdeutung von Farben in Töne muss sich der Audiokünstler also eigene Regeln setzen – ähnlich wie der Maler bei der Gestaltung eines abstrakten Gemäldes. Gerald Fiebig benutzt den von dem Maler Johannes Itten entwickelten Farbkreis, der das sichtbare Farbspektrum in 12 Farbwerte unterteilt, um die 12 Halbtöne der temperierten Klaviertonleiter diesen Farbwerten zuzuordnen. Auf dieser Grundlage werden ihm die Gemälde zu Partituren für die Klangerzeugung, wobei er die Bilder mit zeitlichen Koordinaten versieht. Die so entstandenen Kompositionen arbeiten mit der Schichtung von Klangflächen und Spielgesten – ähnlich wie im Malprozess verschiedene Farbflächen nacheinander aufgetragen und durch grafische Gesten akzentuiert werden.

„Colours are vibrations of light, tones are vibrations of air. […] So it should be possible, which light frequencies can be made to correspond with which tone frequencies. Yes, it is possible.“ (https://www.uni-ulm.de/einrichtungen/emu/projekte/archiv/2014-blaue-musik/, 2016-12-03, my translation) But according to the insights of modern physics, there is no direct, scientifically correct „match“ (cf. vgl. http://www.see-this-sound.at/kompendium/text/43/6, 2016-12-03). When transforming colours into tones, the sound artist is forced to set up his own rules for himself – much like the painter of an abstract painting. Gerald Fiebig uses the circle of colours devised by the painter Johannes Itten, which divides the spectrum of visible light into 12 colours. To each of these 12 colours, Fiebig assigns one of the 12 semitone of the tempered scale. On this basis, he uses the pictures as scores for creating sound by mapping time coordinates onto the pictures. The resulting compositions employ techniques of layering sound textures and gestures – similar to the process of painting in which layers of colour are superimposed onto one another and accentuated with graphical gestures.